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Produktives Lernen

»Produktives Lernen« im Freistaat Sachsen ist ein besonderes zweijähriges Bildungsangebot in den Klassenstufen 8 und 9 des Hauptschulbildungsganges der Oberschule. Für Schülerinnen und Schüler, die einer besonderen Förderung bedürfen, um einen dem Hauptschulabschluss gleichgestellten Abschluss zu erreichen, ist das »Produktive Lernen« ein alternativer Lernweg.

Was ist »Produktives Lernen«?

»Produktives Lernen« im Freistaat Sachsen ist ein besonderes zweijähriges Bildungsangebot in den Klassenstufen 8 und 9 des Hauptschulbildungsganges der Oberschule. Das Schuljahr gliedert sich in drei Abschnitte, sogenannte Trisemester.

Das »Produktive Lernen« verbindet außerschulische Tätigkeiten an selbst gewählten Praxisplätzen mit dem Lernen an der Schule in drei Bildungsteilen:

  • Lernen in der Praxis,
  • Fachbezogenes Lernen und
  • Lernen in der Kommunikationsgruppe.

Das Lernen in der Schule erfolgt fachbezogen, fachübergreifend und fächerverbindend.
Das Lernen in der Praxis ist das Kernstück des »Produktiven Lernens« , wobei sich die Schülerinnen und Schüler auf Grundlage einer intensiven Erkundung ihrer Interessen und Kompetenzen weitestgehend selbständig Praxisplätze in einem Betrieb, einer Behörde, einer kulturellen, sozialen oder auch politischen Einrichtung suchen.

Vergleich von Lernen in der Schule und Lernen in der Praxis © SMK

Durch ein individuelles Curriculum (Lehrplan) ausgehend von den Bildungsbedürfnissen der Lernenden und den Anforderungen der jeweiligen Praxis wird das Lernen für jede Schülerin oder Schüler einzeln entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler, welche in kleinen Lerngruppen lernen, werden durch zwei Lehrkräfte und zusätzlich von einer Mentorin oder einem Mentor am Praxisplatz in ihrem Lernprozess begleitet.

Das Institut für Produktives Lernen in Europa (IPLE) übernimmt die Fortbildung bzw. Qualifizierung der Lehrkräfte sowie die Beratung der Schulen.

Lehrkräfte, die sich für das »Produktive Lernen« entscheiden, nehmen an einer dreijährigen praxisbegleitenden Fortbildung teil, bestehend aus Seminaren und einem Briefstudium, welche vom IPLE durchgeführt wird und erhalten nach erfolgreichem Abschluss ein Zertifikat »Pädagogin bzw. Pädagoge des Produktiven Lernens«.

Besonderheiten des Produktiven Lernens:

  • Praxisbezug
  • Individualisierung und Personenbezug
  • Fach- und Kulturbezug
  • Berufsorientierung
  • Aneignung von Schlüsselqualifikationen

Was ist das Ziel des »Produktiven Lernens«?

Schülerinnen und Schüler sollen mit einem stärker praxisbezogenen Bildungsangebot zu einem Schulabschluss geführt und bei der Entwicklung konkreter beruflicher oder schulischer Anschlussperspektiven unterstützt werden.

Ziel ist es einen dem Hauptschulabschluss gleichgestellten Abschluss zu erreichen.

Das »Produktive Lernen« soll dazu beitragen, die Anzahl von Schulabgängerinnen und Schulabgängern ohne Abschluss zu reduzieren.

Wer entspricht der Zielgruppe?

Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 und 9 der Oberschulen einschließlich Oberschulen +, die einer besonderen Förderung bedürfen, um einen dem Hauptschulabschluss gleichgestellten Abschluss erreichen zu können.

Mit dem »Produktiven Lernen« sollen auch Schülerinnen und Schüler angesprochen werden, die praxisbezogen und berufsorientiert lernen wollen sowie diejenigen, welche individuell und in kleineren Gruppen besser lernen können.

Wie erfolgt die Aufnahme ins »Produktive Lernen«?

Im Rahmen eines freiwilligen Aufnahmeverfahrens wird geprüft, ob »Produktives Lernen« ein für die Schülerin oder den Schüler geeignetes Bildungsangebot ist.

Bestandteile des Aufnahmeverfahrens sind eine Informationsveranstaltung über das »Produktive Lernen«, eine schriftliche Bewerbung, ein persönliches Aufnahmegespräch sowie das Durchlaufen einer sechswöchigen Orientierungsphase zu Beginn der Klassenstufe 8.

Bis zum Abschluss der Orientierungsphase bleiben die Jugendlichen Schülerinnen und Schüler der abgebenden Schule. Die Schulleitung der aufnehmenden Oberschule entscheidet zum Ende der Orientierungsphase im Einvernehmen mit den für das »Produktive Lernen« zuständigen Lehrkräften über die endgültige Aufnahme der Schülerin bzw. des Schülers. Bei einer Nichtaufnahme werden gemeinsam Alternativen entwickelt.

Welche Erfolge verzeichnete das »Produktive Lernen« in den letzten Jahren?

  • 79 % der bis zum Schuljahresende der Klassenstufe 9 verbleibenden Schülerinnen und Schüler erreichten einen dem Hauptschulabschluss gleichgestellten Abschluss
  • 39 % begannen eine Berufsausbildung (davon 79% im dualen System)
  • 61 % fanden ihren dualen Ausbildungsplatz über einen ihrer Praxislernorte
  • 82 % gaben am Ende der Klassenstufe 9 eine klare Anschlussperspektive an
  • 95 % empfanden die Entscheidung für das Produktive Lernen eine richtige oder eher richtige Entscheidung

Die Teilnahme am »Produktiven Lernen« trägt zur persönlichen Stabilisierung bei und stärkt den Jugendlichen durch das persönliche Vertrauensverhältnis nachhaltig den Rücken.

Die Mehrzahl der Jugendlichen entwickelt neues Selbstvertrauen sowie Ausdauer und Durchhaltevermögen, um auch mit Hürden umzugehen.

Die Jugendlichen sammeln Erfahrungen im Bewerben und lernen die allgemeinen Anforderungen an die Arbeitswelt kennen. Sie können herausfinden, wo ihre Interessen liegen, welche Möglichkeiten und auch welche beruflichen Ziele es gibt.

Aus dem engen Praxisbezug und der Möglichkeit der Mitbestimmung der Themen im Unterricht ziehen die Schülerinnen und Schüler große Motivation und entwickeln den Willen, den schulischen Teil abzuschließen.
Die Firmen können die Schüler über längere Zeit einarbeiten und gegebenenfalls an sich binden. Die Schüler lernen den Alltag, die Tätigkeiten und den Betrieb viel intensiver kennen.

(Quelle: vgl. Interne Evaluationen – Institut für Produktives Lernen in Europa, Zeitraum 2009-2019)

Welche Rechtlichen Grundlagen gibt es für das »Produktive Lernen«?

Die Schulordnung Ober- und Abendoberschulen einschließlich Oberschulen+ des Sächsischen Staatsministerium für Kultus (SOOSA) und die Verwaltungsvorschrift über die Durchführung des besonderen Bildungsweges Produktiven Lernen im Freistaat Sachsen (VwV Produktives Lernen) bilden die wesentlichen Rechtlichen Grundlagen für das »Produktive Lernen«. Zum Schuljahr 2018/19 wurde das »Produktive Lernen« als besonderer Bildungsweg in das Regelsystem überführt und in die Schulordnung Ober- und Abendschulen einschließlich Oberschulen + (SOOSA) des Freistaates Sachsen aufgenommen. Die VwV Produktives Lernen trat am 11. Juli 2018 in Kraft.

Anfragen zum »Produktiven Lernen« richten Sie bitte an das Landesamt für Schule und Bildung.

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