Das sächsische Bildungssystem im Test
Sachsen bleibt Sieger im Bildungsvergleich der Bundesländer
Sachsen hat Platz 1 im Vergleich der Bildungssysteme der deutschen Bundesländer belegt. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von 12 Handlungsfeldern, die insgesamt 93 Indikatoren umfassen, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert.
Internationale und nationale Schülerleistungsvergleiche
Zur Untersuchung der Leistungsfähigkeit der Schulen gibt es derzeit drei große internationale und nationale Vergleichsstudien.
Bildungsmonitor 2024 - Sachsen wieder Spitzenreiter
Sachsen hat den ersten Platz im INSM-Bildungsmonitor 2024 verteidigt.
Bestwerte weist Sachsen in den Handlungsfeldern Förderinfrastruktur, Schulqualität, Forschungsorientierung, Bildungsarmut, Inputeffizienz und Integration:
- In Kitas und Schulen nutzen Kinder und Jugendliche oft Ganztagsangebote.
- Höchste Kompetenzen im Lesen bei Jugendlichen der neunten Klasse.
- Höchstwert bei der Einwerbung von Drittmitteln je Professor/Professorin.
- Nur wenige Jugendliche erreichen nicht die Mindeststandards im Lesen.
- Hohe Investitionsquoten an Hochschulen
- Vergleichsweise geringer Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg.
Verbesserungspotenzial besteht in Sachsen bei Zeiteffizienz und Betreuungsbedingungen:
- Relativ viele verspätet eingeschulte Kinder an Grundschulen und hohe Wiederholerquoten.
- Die Betreuungsrelationen an Kitas und Grundschulen sind schlechter als im Bundesdurchschnitt.
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Sie wirbt für die Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland und gibt Anstöße für eine moderne marktwirtschaftliche Politik.
Stärken
Förderinfrastruktur (BM 2024: 1. Platz): In Sachsen besuchen 93,6 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler im Jahr 2022 eine offene oder gebundene Ganztagsschule (Bundesdurchschnitt: 49,5 Prozent). Deutlich überdurchschnittlich fiel mit 89,3 Prozent auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler an Ganztagsschulen im Sekundarbereich I aus (Bundesdurchschnitt: 48,6 Prozent). Darüber hinaus wurden im Jahr 2023 von den Drei- bis Sechsjäh-rigen 81,9 Prozent der Kinder in Sachsen ganztägig betreut (Bundesdurchschnitt:
46,6 Prozent). Im Jahr 2022 hatten außerdem 12,8 Prozent des Personals in Kindertageseinrichtungen
einen Hochschulabschluss (Bundesdurchschnitt: 7,3 Prozent). Sachsen erzielt hier den besten Wert aller Bundesländer.
Schulqualität (BM 2024: 1. Platz): Aufgrund der sehr guten Ergebnisse bei den letzten IQBSchulleistungstests erreicht Sachsen Platz 1 bei der Schulqualität. In der IQB-Erhebung für die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler aus dem Jahr 2022 schneiden die sächsischen
Schülerinnen und Schüler im Lesen am besten ab. Diese Kompetenzen haben sich jedoch im Vergleich zur Vorgängerbefragung rückläufig entwickelt.
Forschungsorientierung (BM 2024: 1. Platz): Mit einem Wert von 263.100 Euro erzielt Sachsen den besten Wert bei eingeworbenen Drittmitteln je Professor aller Bundesländer (Bundesdurchschnitt: 167.500 Euro). Die Forschungsorientierung Sachsens wird auch an der Anzahl der Forscherinnen und Forscher an Hochschulen bezogen auf das BIP deutlich. Hier belegt Sachsen ebenfalls den ersten Platz.
Bildungsarmut (BM 2024: 1. Platz): Sachsen wies in der IQB-Vergleichsstudie für die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler aus dem Jahr 2022 im Lesen die niedrigste Risikogruppe aller Bundesländer auf, die jedoch im Vergleich zur Vorgängerbefragung größer geworden ist.
Verbesserungspotenzial besteht in Sachsen noch bei der Schulabbrecherquote. Diese lag im Jahr 2022 in Sachsen bei 8,4 Prozent, während sie im Bundesdurchschnitt 6,8 Prozent betrug. Beim Anteil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen an den Abgängerinnen und Abgängern aus dem Berufsvorbereitungsjahr erreicht Sachsen dagegen den besten Wert aller Bundesländer (Sachsen: 84,3 Prozent; Bundesdurchschnitt: 51,9 Prozent).
Inputeffizienz (BM 2024: 3. Platz): Sowohl an den allgemeinbildenden Schulen, an den beruflichen Schulen als auch an den Hochschulen fallen die Investitionsquoten relativ hoch aus. Dieser Anteil beträgt in Sachsen an den Hochschulen 16,3 Prozent und im Bundesdurchschnitt 10,4 Prozent. Sachsen erreicht hier den besten Wert aller Bundesländer. An den beruflichen Schulen ist eine relativ ausgewogene Altersstruktur der Lehrkräfte festzustellen, dies gilt jedoch nicht für die allgemeinbildenden Schulen.
Integration (BM 2024: 3. Platz): Bei den IQB-Tests zu den Bildungsstandards für die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler aus dem Jahr 2022 wies Sachsen im Vergleich zu den anderen Bundesländern einen positiv zu bewertenden geringeren Zusammenhang zwischen
sozialer Herkunft und Bildungserfolg im Lesen auf. Etwas schlechter als der Bundesdurchschnitt schnitt das Land beim Anteil ausländischer Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Abschluss ab (Sachsen: 18,2 Prozent; Bundesdurchschnitt: 16 Prozent).
Potenziale
Zeiteffizienz (BM 2024: 14. Platz): In Sachsen werden relativ viele Kinder verspätet eingeschult und die Wiederholerquote in den Grundschulen fiel leicht höher aus als im bundesdeutschen Durchschnitt. Das Durchschnittsalter der Erstabsolventinnen und -absolventen
fiel in Sachsen durchschnittlich aus.
Betreuungsbedingungen (BM 2024: 13. Platz): Die Betreuungsrelationen sind in Sachsen in den verschiedenen Bildungsstufen sehr unterschiedlich. Verbesserungsbedarf besteht vor allem bei der Betreuungsrelation in den Kindertagesstätten. Sachsen weist hier den
schlechtesten Wert aller Bundesländer auf (Sachsen: 8,7; Bundesdurchschnitt: 5,5). Auch bei der Schüler-Lehrer-Relation in der Sekundarstufe I (ohne Gymnasien) weist Sachsen mit 15 den schlechtesten Wert aller Bundesländer auf (Bundesdurchschnitt: 13,1).
Bildungsmonitor 2023 - Platz 1
Im Vergleich zu 2022 sind 2023 in allen Bundesländern rückläufige Qualitätsbewertungen feststellbar. Während für Sachsen mit einem Minus von 2,5 Punkten der Rückgang gering ausfällt, fällt der Trend bei den anderen Bundesländern in der Regel mit vier Punkten deutlich höher aus.
Ausgewählte Ergebnisse im Einzelnen:
Förderinfrastruktur (BM 2023: 1. Platz)
Sachsen weist hohe Ganztagsquoten in den Kindertageseinrichtungen und Grundschulen auf. So besuchten in Sachsen 90,6 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler im Jahr 2021 eine offene oder gebundene Ganztagsschule (Bundesdurchschnitt: 47,5 Prozent). Deutlich überdurchschnittlich fiel mit 80,2 Prozent auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler an Ganztagsschulen im Sekundarbereich I aus (Bundesdurchschnitt: 48,4 Prozent). Darüber hinaus wurden im Jahr 2022 von den Drei- bis Sechsjährigen 82,5 Prozent der Kinder in Sachsen ganztägig betreut (Bundesdurchschnitt: 47 Prozent). Im Jahr 2021 hatten außerdem 12,4 Prozent des Personals in Kindertageseinrichtungen einen Hochschulabschluss (Bundesdurchschnitt: 7,4 Prozent).
Schulqualität (BM 2023: 1. Platz)
Aufgrund der sehr guten Ergebnisse bei den letzten IQB-Schulleistungstests erreicht Sachsen Platz 1 bei der Schulqualität. In der aktuellen Kompetenzerhebung für die Viertklässlerinnen und Viertklässler aus dem Jahr 2021 wiesen die sächsischen Grundschülerinnen und Grundschüler die höchsten durchschnittlichen Kompetenzen in Mathematik und im Lesen sowie die zweitbesten Kompetenzwerte im Hörverständnis auf. Im Vergleich zur Vorgängerbefragung sind die durchschnittlichen Kompetenzen der Grundschülerinnen und Grundschüler jedoch geringer geworden.
Bildungsarmut (BM 2023: 1. Platz)
Die guten Bedingungen zur Verbesserung der sozialen Teilhabe machen sich beim Ziel der Vermeidung von Bildungsarmut bezahlt. In der aktuellen IQB-Vergleichsstudie für die Viertklässlerinnen und Viertklässler zählten in Sachsen relativ wenige Schülerinnen und Schüler zur Risikogruppe. Im Lesen und im Hörverständnis erreichte Sachsen hier den besten Wert aller Bundesländer und in Mathematik nach Bayern den zweitbesten Wert. Im Vergleich zur Vorgängerbefragung ist die Risikogruppe jedoch größer geworden. Verbesserungspotenzial besteht in Sachsen noch bei der Schulabbrecherquote. Diese lag im Jahr 2021 in Sachsen bei 8,7 Prozent, während sie im Bundesdurchschnitt 6,2 Prozent betrug. Beim Anteil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen aus dem Berufsvorbereitungsjahr erreicht Sachsen dagegen den zweitbesten Wert aller Bundesländer (Sachsen: 84,6 Prozent; Bundesdurchschnitt: 56,8 Prozent).
Digitalisierung (BM 2023: 13. Platz)
Verbesserungspotenzial gibt es bei der täglichen Nutzung von digitalen Medien im Schulunterricht. Auch bei der Ausstattung mit schnellem W-LAN an den Schulen gibt es ebenfalls noch Verbesserungsbedarf. Erneut warb Kultusminister Christian Piwarz eindringlich dafür, die digitalen Angebote des Freistaates für den Schulunterricht zu nutzen.
Mit dem Ziel, alle sächsischen Schulen bis Ende 2025 an schnelles Internet anzuschließen, hat das Kultusministerium die »Initiative Breitband« ins Leben gerufen. Insgesamt stehen 21,8 Millionen Euro für das Vorhaben zur Verfügung. Derzeit verfügen rund 20 Prozent der Schulen lediglich über eine Bandbreite von 100 Mbit/s oder weniger.
PISA 2015 - internationaler Vergleich
Bei jedem PISA-Zyklus werden die drei Domänen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften getestet, wobei 2015 die Naturwissenschaften als Schwerpunktdomäne mit deutlich mehr Aufgaben und längerer Testzeit vertieft untersucht wurden.
In den Naturwissenschaften liegt Deutschland mit 509 Punkten signifikant über dem OECD-Durchschnitt von 493 Punkten. Die OECD-Spitzenstaaten sind Japan (538), Estland (534), Finnland (531)
und Kanada (528). Im Vergleich zu 2006, als die Naturwissenschaften erstmals Testschwerpunkt waren,
sind die Leistungen in Deutschland stabil geblieben.
Fünfzehnjährige in Deutschland haben im internationalen Vergleich und im Vergleich zu 2006 deutlich weniger Freude und zeigen weniger Interesse an den Naturwissenschaften. Gleichwohl können sich Jungen im Vergleich zu 2006 häufiger eine Tätigkeit in MINT-Berufen vorstellen.
Auch in Mathematik liegt Deutschland (506 Punkte) signifikant über dem OECDDurchschnitt (490 Punkte). Gegenüber PISA 2012, als Mathematik zuletzt Testschwerpunkt war, haben sich die Leistungen statistisch nicht signifikant verändert.
Die Lesekompetenz liegt mit 509 Punkten signifikant über dem OECD-Durchschnitt von 493 Punkten. Seit der ersten PISA-Erhebung 2000 ist der Kompetenzmittelwert damit um 25 Punkte gestiegen. Seit 2009, als Lesen zuletzt Testschwerpunkt war, ist die Leistungsspitze von 7,6 % auf 11,7 % deutlich gestiegen und liegt über dem OECD-Durchschnitt (8,3 %).
An der PISA-Studie nahmen 253 Schulen mit 10.500 Schülerinnen und Schülern in ganz Deutschland am PISA-Test teil. Einen Bundesländervergleich gibt es nicht. Weltweit beteiligten sich 73 Länder.
Aus Sachsen nahmen die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler von drei Gymnasien und fünf Oberschulen teil. Die Untersuchung fand im Zeitraum vom 20. April bis 29. Mai 2015 statt.
PISA 2012 - internationaler Vergleich
Der Schwerpunkt der internationalen PISA-Erhebung 2012 lag auf Mathematik, wobei Lesekompetenz, Naturwissenschaften und Problemlösen die Nebenkomponenten der Erhebung bildeten. PISA 2012 umfasste darüber hinaus zum ersten Mal eine Beurteilung der finanziellen Allgemeinbildung junger Menschen.
Deutschland erreichte in allen Kompetenzbereichen Ergebnisse, die signifikant über dem OECD-Durchschnitt lagen. Besonders erfreulich war, dass der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Schülerinnen- und Schülerleistung deutlich geringer wurde. An dem PISA-Test haben aus Sachsen die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler von drei Gymnasien, drei Oberschulen und einer Förderschule teilgenommen.